Ist die Bargeldabschaffung ein realistisches Szenario?
Es geht ein Gespenst um, wann immer im Netz vom lieben Geld gesprochen wird. Die Rede ist dabei nicht vom kriselnden Euro, vom wackelnden Dollar oder von der vermeintlich zurückkehrenden D-Mark. Es geht um die Idee der Bargeldabschaffung. Es gibt tatsächlich Menschen, die sind davon überzeugt, dass sie kommt und dazu gehöre ich auch, aber ich rechne damit nicht in den nächsten 5 Jahren. Manche halten diese Entwicklung für den logischen Gang der Dinge. Andere sind strikt dagegen.
Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario wirklich? Und welche Chancen und Risiken würde es mit sich bringen?
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Was spricht dafür?
Dass eine Bargeldabschaffung naht, ist auf den ersten Blick ein nachvollziehbarer Eindruck. Immerhin gab es letzthin einige Vorkommnisse, die in diese Richtung deuten könnten. Das Aufkommen der Kryptowährungen, die Abschaffung der 500 Euro Scheine und es wurde bereits laut darüber nachgedacht, die 1 und 2 Cent Stücke abzuschaffen. Und generell ist es so, dass immer mehr Menschen mit Karte oder online zahlen. Die immer kleinren Grenzen, mit Bargeld bezahlen zu dürfen in verschiedenen Ländern sprechen für eine Bargeldabschaffung. In Schweden werden selbst Bier und Zigaretten mittlerweile mit Karte bezahlt, dort zahlt fast kein Mensch mehr mit Bargeld. Es könnte ein Testballon für die EU sein. In Indien probierte man es mit der Bargeldabschaffung, erzielte jedoch das Gegenteil von dem was man erreichen wollte. Die Menschen, die zum Grossteil nicht einmal über ein Bankkonto verfügen, sind dort einfach zum Tauschhandel übergegangen, steuerfrei versteht sich … Haben die Bösen Mächtigen wie die IWF, die eine Bargeldabschaffung anstreben daraus gelernt? Vielleicht?
Die Vorteile einer Bargeldabschaffung wären ziemlich offensichtlich.
- Umweltfreundlichkeit: Wenn kein Bargeld mehr hergestellte werden müsste, könnte man sich auch die Ressourcen dafür sparen.
- Komfort: Bargeldloses Zahlen ist schnell und unkompliziert. Man muss kein Geld mit sich herumtragen.
- Kosten: Bargeldherstellung ist teuer.
- 100% Kontrollierbarkeit der Menschen, in dem man ihnen mit Konto/Kartensperrung drohen kann bzw. dies einfach tut, wenn sie zu kritisch sind.
- Solange es Bargeld gibt, können Menschen sich vor Negativzinsen schützen … Ohne Bargeld könnte es durchaus passieren, dass Staaten Banken über eine von heute auf morgen eingezogene Abgabe vor dem Konkurs bewahren. Das ist auch das Hauptargument für die Bargeldabschaffung.
Was spricht dagegen?
Die Abschaffung der 500 Euro Scheine war dem Umstand geschuldet, dass er mehr für Schattengeschäfte als für irgendwas Anderes benutzt wurde. Und die 1 Cent und 2 Cent Münzen abzuschaffen, würde sogar Sinn machen, da ihre Herstellung mehr kostet, als was sie an Geldwert haben. Auch Einzelhändler zahlen bei diesen Kleinstmünzen meistens drauf, da sie diese regelmäßig entsprechend überteuert bei den Banken ordern müssen, um sie als Wechselgeld bereitzuhalten.
Was Kryptowährungen anbelangt, sind diese bislang mehr Spekulationsobjekt als irgendwas sonst. Als funktionale Währung sind sie nicht annähernd verbreitet genug und viel zu unbeständig im Wert. Würde jedoch Bargeld wirklich abgeschafft werden, würden sehr viele Menschen Kryptowährungen als Zahlungsmittel verwenden. Bitcoin ist eine pseudonyme Kryptowährung, da jeder Transfer für immer und ewig in der Blockchain gespeichert wird, aber andererseits lassen sich Bitcoins auch ohne Protokollierung und ohne Know Your Customer Verfahren anonym besorgen. Mit der Etabilierung der Kryptowährungen würden die Zentralbanken absolet werden und legaler Diebstahl durch den Staat in Form von Steuern und Abgaben enorm erschwert, weshalb die Politik kein Interesse an einer vollständigen Bargeldabschaffung haben dürfte.
An klaren Argumenten gegen eine Bargeldabschaffung fehlt es folglich nicht.
- Wenig öffentliche Akzeptanz: Nach wie vor beträgt der Anteil an Barzahlungen im Einzelhandel rund drei Viertel aller Zahlungsvorgänge. Erst ab größeren Beträgen greifen die Leute vermehrt zu Plastik. In Umfragen ist die überwältigende Mehrheit stets gegen die Bargeldabschaffung.
- Anonym und souverän: Wer wahrhaft anonym zahlen will, für den führt kein Weg am Bargeld vorbei. Denn jeder durch Programme abgewickelte Zahlungsvorgang hat immer eine programmatische Entsprechung, die über Absender und Empfänger informiert. Dies ist unumgänglich, wenn der Prozess funktionieren soll. Daran ändert auch die aufwändigste Chiffrierung nichts. Und wer auch bei Stromausfall zahlungsfähig bleiben will, setzt erst recht auf Bargeld.
- Zahlungen von Privat an Privat: Zahlungen zwischen Privatleuten sind mit Karte nicht möglich. Hier wird online oder eben bar gezahlt. Und wer will das Taschengeld für den Junior schon online überweisen?
- In vielen Ländern wie Indien, haben Menschen gar kein Bankkonto, da die finanziellen Anforderungen zur Eröffnung des Bankkontos zu hoch sind.
Fazit
Das ganze Gerede über Bargeldabschaffung ist nicht ganz unbegründet, allerdings ist nicht davon auszugehen, dass von heute auf morgen das Bargeld abgeschafft wird, sondern weiter als schleichender Prozess, so dass es das Bargeld vermutlich noch mindestens 10 Jahre gibt. Gibt es eine Lobby für die Bargeldabschaffung? Ja, die IWF gibt sogar eine Anleitung, wie man das Bargeld nach und nach abschaffen kann. Andererseits würde jeder Volkswirt mit einem Minimum an Weitsicht dringend davon abraten. Bargeld erfüllt wichtige volkswirtschaftliche Bedürfnisse. Würde es abgeschafft werden, würden viele Leute auf alternative Zahlungsmittel (z.B. Zigaretten) zurückgreifen, was einer umfassenden Schattenwirtschaft, fernab jeder staatlichen Geldkontrolle, Auftrieb geben würde. Zudem würden sie 100% kontrollierbar, da man z.B. Mitglieder einer legalen, aber gehassten Partei das Konto sperren könnte und somit das Mitglied völlig zahlungsunfähig wäre.